Gerade feierte ich noch zu African House in unserem Townshiphaus meinen Abschied, dann radel ich am nächsten Tag durch das sommerliche München. Die ersten Tage wirken für mich nicht real. München ist wie eine heile Insel: Familien, Studenten, Touristen spazieren durch den englischen Garten, eine ruhige aber fröhliche Stimmung, ich fühle mich geborgen und sicher.
Dann werde ich zum ersten mal seit einem Jahr wieder beim Bäcker bedient und spüre eine Hektik und Rastlosigkeit der Bedienung. Auch die Menschen um mich herum scheinen keine Ruhe zu haben, sie wollen schnell weiter, die innere Uhr tickt hier viel schneller und drängt einen von einem Termin zum nächsten.
Ich habe endlich wieder mein eigenes Zimmer, mein eigenes Reich und bin unabhängig. Ein großer Luxus, den ich jetzt zu schätze weiß. Ich kann wann ich will da hinfahren wohin ich will. Nur wenige Wochen bin ich wieder daheim, da beginnt die Wiesn in München. Mir erscheint das wie eine verrückte Verwandlung der Stadt: Die Menschen geben für Bier Geld aus ohne Ende und überall sieht man nur noch eins: Dirndl und Lederhosen-Träger. Ich bin mittendrin und fühle mich wohl, die Stimmung ist angenehm friedlich und gelassen. Die Probleme scheint jeder am Wiesneingang abzugeben. Mich erinnert das an unsere fröhlichen Partys und Braais die wir in Südafrika feierten. Ich bin voll dabei im Wiesnrausch und gebe auch mal 11 Euro für ein Wiesn-Hendl aus. Dann ertappe ich mich dabei wie ich durch die Fußgängerzonen renne – ganz unbewusst. Der deutsche Schnellschritt ist zurückgekehrt.
Doch immer wieder habe ich Momente, an denen denke ich an die Freunde und Kollegen in Südafrika zurück und merke, dass etwas fehlt. Dann drehe ich in meinem Zimmer African House auf oder schaue mir Bilder an. Den Optimismus und die Lebensfreude, die ich in Südafrika gelernt habe, möchte ich mir unbedingt bewahren. Auch die Kids mit denen ich ein Jahr zusammengearbeitet habe, senden mir Nachrichten und haben mich nicht vergessen. Ich werde sie auch nicht vergessen, sie können so unglaublich viel leisten und haben es geschafft, mir zu einer neuer Motivation zu verhelfen. Nächste Woche geht der neue Job los, dann ist es endgültig vorbei mit der Ruhe. Doch ich gehe der neuen Herausforderung dank Südafrika mit hohem Optimismus entgegen!